Ferienfreizeit „KulturCamp Nürnberg“

In den Osterferien (17.04. – 21.04.2017) fand in der Jugendherberge Nürnberg das dritte KulturCamp statt. Insgesamt nahmen 34 Teilnehmer_innen (zwischen zwölf und 17 Jahren), drei Kunst-Expert_innen und vier Jugendleiter_innen am Camp teil. Gemeinsam sprachen sie über ihre Wertvorstellungen und probierten drei unterschiedliche Kunstsparten aus. Der erste Tag begann mit einer zweistündigen Anreise von München nach Nürnberg und dem ersten Kennenlernen der Gruppe. Schnell entstand aus den vielen unterschiedlichen Mädchen und Jungen, welche aus zwölf verschiedenen Ländern stammen, ein gemeinsames Team. Zusammen überlegten sie sich in einem World-Café einen KulturWERT, der in unser aller Leben besonders wichtig ist und mit dem wir uns eine Woche lang künstlerisch auseinandersetzen wollten.

In der Nürnberger Ferienwoche wollten die Jugendlichen mit dem Wert Familie arbeiten und sich künstlerisch ausprobieren. Dabei spielten weitere Werte wie Liebe und Heimat eine große Rolle. Fragt man die Jugendlichen was ihnen einfällt, wenn sie an Familie denken, fallen Begriffe wie Glück, Liebe, Spaß, Zusammenhaft, Gemeinschaft, Schutz, Vertrauen, Ehrlichkeit aber auch Verantwortung, Fürsorge, Anstrengung, Streit und Respekt, Hilfe und Solidarität. Der Wert Familie äußert sich für die Jugendlichen durch unterschiedliche Verhaltensweisen. Einerseits durch Liebe, Freundlichkeit, Hilfeleistung, Offenheit, Toleranz und Respekt. Andererseits sind Streit und Regeln wichtige Elemente, die sich durch Zurechtweisungen und im ständigen Verhandeln um Freiräume widerspiegeln. Besondere Bedeutung bekommt Familie, wenn schwierige Zeiten durchlebt werden müssen, wie Krankheit, Hoffnungslosigkeit, schwierigen Entscheidungen, Einsamkeit und Hunger. Die Jugendlichen verbinden mit dem Wert vor allem ihre Mütter und älteren Geschwister, aber auch den Staat, der ihres Erachtens auch für diesen Bereich Verantwortung übernehmen sollte. Am Ende sind die Jugendlichen sich bei einer Sache einig: Dank der eigenen Familie und Familienmitglieder konnten und können sie Liebe erfahren. Denn „das Lieben“ kann nicht erlernt werden, sondern muss erlebt werden.

Mit vielen kreativen Ideen bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in den Bereichen Tanz, Theater und Konzeptkunst frei und kreativ auszuprobieren. Dafür standen ihnen jederzeit drei qualifizierte Expert_innen (Barbara Bess, Selina Bock und Carlos Cortizo) zur Verfügung, die sie mit Tipps und fachlichen Wissen unterstützten. Bei einer Vorstellungsrunde der Expert_innen wurde den Jugendlichen präsentiert, mit welchen unterschiedlichen Methoden sie im Laufe der Woche experimentieren durften. Dabei gab es die Möglichkeit, den Wert tänzerisch (zeitgenössischer Tanz, Körperwahrnehmung, Choreographie), darstellerisch (Geschichtsentwicklung, Flashmobs, Performance) oder als Konzeptkunst (Präsentationsformen von gemalten, geschnittenen und geschriebenen Kunstwerken) umzusetzen.

Die nächsten Tage brachten viel Raum und Zeit, um sich intensiv mit dem Thema und den Kunstformen vertraut zu machen. Die Teilnehmer_innen haben sich jeden Tag in drei Gruppen geteilt. Manche Jugendliche haben alle Kunstsparten einmal ausprobiert, andere wiederum hatten mit einem Medium so viel Spaß gehabt, dass sie diesem treu geblieben sind. In den einzelnen Gruppen wurde das Thema Familie weiter diskutiert, darüber nachgedacht und gemeinsam geplant, wie es künstlerisch dargestellt werden könnte. Dann ging es ans Schreiben, Malen, Zeichnen, Tanzen, Sprechen, Singen, Bewegen und Ausprobieren. Alle Teilnehmenden der Sparte Konzeptkunst haben täglich mit dem Künstler das Neue Museum Nürnberg besucht und sich vor Ort von den ausgestellten Werken inspirieren lassen. Bei einem gemeinsamen Mittagessen kam die gesamte Gruppe immer wieder zusammen. Danach hatten die Jugendlichen Freizeit und konnten Nürnberg erkunden, sich ausruhen oder gemeinsam Zeit verbringen. Am Nachmittag ging es dann mit der kreativen Schaffensphase weiter. Nach dem gemeinsamen Abendessen gab es dann wieder Freizeit, die mit vielen Home-Kinoabenden und Home-Discoabenden unter Anleitung der Jugendleiter_innen gestaltet wurden.

Am Freitagvormittag waren alle noch einmal richtig fleißig und bereiteten alles für die Präsentation vor. Der große Eppeleinsaal in der Jugendherberge Nürnberg war mit vielen neugierigen Zuschauer_innen gefüllt und die Jugendlichen übernahmen sogar die Moderation der Präsentation. Neben einem Flashmob, der Theater und Bewegung vereinte, wurden ein gemeinsamer Tanz und einzelne Tanzperformances zum Thema Familie präsentiert. Zudem wurde das Gemeinschaftswerk  „Werte in Gläser“ in Szene gesetzt. Jedes einzelne verschließbare Glas stand für einen Menschen/ein Familienmitglied. Dabei hatten alle Gläser eine unterschiedliche Form und Größe, was daraufhin wies, dass auch jeder Mensch unterschiedlich ist. Die Gläser waren gefüllt mit von den Jugendlichen angefertigten Zeichnungen, Bildern und Texten. Der Applaus ebbte nicht ab, jeder Teilnehmende bekam feierlich ein KulturCamp-Zertifikat überreicht und gemeinsam machten sich die Jugendlichen auf dem Heimweg, in der Hoffnung, dass sich die KulturCamp-Familie bald wieder sieht.

Impressionen vom KulturCamp Nürnberg

 

Impression der Präsentation

 

Feedback
„Gefreut und gleichzeitig sehr beeindruckt haben mich die künstlerischen und besonders die tänzerischen Aufführungen, die die Jugendlichen aus sehr unterschiedlichen Kulturen am Ende der Woche dargeboten haben und auch ihre selbstbewusste Art der Präsentation! Mein herzlicher Dank und meine große Anerkennung gelten sowohl den teilnehmenden Jugendlichen, als auch den Organisatoren und Mitwirkenden des KulturCamps. Dieses Projekt zeigt, wie stark Persönlichkeitsbildung und künstlerisches Schaffen zu Wertebildung beitragen können!“ Max Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Wertebündnis Bayern

„Wenn Jugendliche unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Kultur sich für eine Woche zusammenfinden, um in historischer Umgebung in Deutschland gemeinsam über den Wert „Heimat“ nachzudenken und ihn dann auch noch künstlerisch-gestaltend umsetzen, dann ist das außergewöhnlich. Wenn es dann noch gelingt, diese jungen Menschen in so kurzen Zeit zu einer Gemeinschaft zu formen, die ihre Überlegungen, Gedanken, Gestaltung vor einem breiten Publikum von Erwachsenen präsentiert, dann ist das beispielhaft. Ich habe das Ergebnis dieses KulturCamps und der anschließenden Fachtagung als höchst beeindruckend und bereichernd erfahren und freue mich, dass die Jugendherberge Nürnberg der Ort sein durfte, an dem alle „Gemeinschaft erleben“ durften.“
 Gerhard Koller, Präsident des Deutschen Jugendherbergswerk Landesverband Bayern e.V.

„Die Abschlusspräsentation des Kulturcamps war für mich ein idealer Auftakt zur anschließenden Fachtagung zum Thema Freiräume für Vermittlung, Integration und Kooperation. Die Jugendlichen nutzten sichtlich ihren Freiraum während der Woche im KulturCamp, um sich kulturell, künstlerisch und persönlich weiterzuentwickeln, sich auszudrücken und die Freude am Miteinander zu zelebrieren. Dabei haben sie sich nicht nur den anderen Teilnehmenden, sondern auch dem unbekannten Publikum geöffnet und uns an ihren ganz persönlichen Geschichten teilhaben lassen. Eine auf vielen Ebenen WERTvolle Veranstaltung.“ Michael Dietrich, Vorstand und Kulturpädagoge PA/SPIELkultur e.V. München

Durch die Präsentation der Kulturcamp-Gruppe zu Beginn der Tagung konnte man einen hervorragenden Eindruck von der tollen Arbeit in der vergangenen Woche gewinnen.  Die jungen Menschen hatten keinerlei Berührungsängste mit den Tagungsteilnehmenden und zeigten, dass sie unabhängig von Herkunft oder Vergangenheit eben junge Menschen mit Lebensfreude, tollen Ideen und viel Spaß am Leben sind. Durch die Darstellung einer so gelungenen Zusammenarbeit von jungen Menschen entsteht ein lebendiger Eindruck davon, wie positiv sich das Engagement der vielen verschiedenen Initiativen auswirkt. Schön, dass die Teilnehmenden uns an dieser Freude teilhaben ließen und Danke ebenso an die Organisatorinnen! Sonja Gaja, Referentin Gesellschaftspolitische Jugendbildung bei der Evangelischen Jugendsozialarbeit Bayern e.V.

Für mich war es besonders schön zu sehen, dass fast alle Jugendlichen, mit denen ich im KulturCamp Bad Tölz gearbeitet habe, auch in KultuCamp Nürnberg dabei waren und mit welcher Freude sie sich neuen Disziplinen und Herausforderungen gestellt haben. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, welche positiven Erfahrungen sie mit diesem Projekt in Verbindung bringen. Ich hatte mich auch gefragt, wie sie wohl als Gruppe nach fast 6 Monaten miteinander agieren würden. Doch die Gemeinschaft und der Zusammenhalt, welche in Bad Tölz entstanden und gewachsen sind, wurden durch die Tage in Nürnberg noch intensiviert. Das Besondere am KulturCamp ist nicht nur die Freiheit für die Teilnehmer, sich jeden Tag auf’s Neue zu entscheiden, in welcher Disziplin sie sich ausprobieren wollen, sondern auch, dass sie sich künstlerisch mit einem Wert auseinandersetzen, der ihnen wichtig ist. Ich glaube dieser Austausch über Werte bringt Gemeinsamkeiten in den unterschiedlichsten Kulturen ans Licht, während gleichzeitig aber auch Unterschiede respektvoll thematisiert werden können. Ich hoffe sehr, dass es weitere KulturCamps geben wird, in denen sich junge Menschen unabhängig von Alter oder Herkunft auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam kreativ werden können. Ein großes Dankeschön an alle, die dieses Projekt unterstützt und realisiert haben! Carina Dengler, Expertin für Musik beim KulturCamp in Bad Tölz

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Die Feriencamps werden in einem Kooperationsbündnis der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Bayern e.V., dem Deutschen Jugendherbergswerk Landesverband Bayern e. V. und der Evangelische Jugendsozialarbeit Bayern e.V. umgesetzt. Das Angebot findet im Rahmen des Wertebündnis Bayern statt und wird von einer Reihe weiterer Projektpartner unterstützt.

Kooperationspartner:

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Gefördert durch:

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Mit freundlicher Unterstützung von:

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